Jeder Hund ist unterschiedlich und doch sind sie alle soziale Beutegreifer und haben damit grundsätzlich die gleichen Bedürfnisse, die sich auf 4 Instinkte zurückführen lassen: Sozial-, Jagd-, Territorial- und Sexualinstinkt.
Ja, der Begriff "Instinkt" ist wissenschaftlich umstritten, da er im Laufe der Zeit immer wieder unterschiedlich definiert wurde und viel Unschärfe aufweist. Ich verstehe unter Instinkten lediglich Verhaltenstendenzen, die angeboren, jedoch veränderbar sind. Das Verhalten dieser Tendenzen muss also noch eingeübt werden und wird maßgeblich durch die Umwelt geprägt. Sie dienen für mich dazu, die Bedürfnisse eines Hundes zu veranschaulichen.
Diese Instinkte bilden ein ineinandergreifendes System und beeinflussen sich gegenseitig. Die Instinkte sind je nach Hundetyp, -rasse und Charakter unterschiedlich stark ausgeprägt. Grundsätzlich liegen die Prioritäten meist eher beim Territorialinstinkt oder eher beim Jagdinstinkt. Der Sozialinstinkt stellt das Bindeglied zwischen allen Instinkten dar.
Der Sozialinstinkt begründet das Bedürfnis nach einer sozialen Gruppe. Als Mensch gehören wir für unsere Hunde zu dieser Gruppe und sind oft sogar der wichtigste Sozialpartner. Ein verlässlicher Sozialpartner zu sein, der Sicherheit, Chancen und feinfühlige sowie nachvollziehbare Grenzen bietet, bildet die Basis für eine beziehungsorientierte Hundeerziehung. Zudem möchte der Hund einen Beitrag zur sozialen Gruppe leisten, um sich zugehörig zu fühlen.
Der Hund ist und bleibt - egal welcher Rasse er angehört - ein Beutegreifer und hat somit einen Jagdinstinkt. Statt den Jagdinstinkt zu unterdrücken, können wir den Jagdinstinkt nutzen: In einer spannenden Ersatzjagd werden so Spielregeln etabliert, die Beziehung gefestigt, Jagdkontrolle aufgebaut u.v.m. Hier kann der Hund auch seinen Beitrag zur Gruppe leisten.
Der Territorialinstinkt zeigt sich oft in Verhaltensweisen des Hundes, die für uns Menschen problematisch werden können: Bellen an der Tür, Anspringen von Besuchern, ziehen an der Leine u.v.m. Der Territorialinstinkt entspringt dem Bedürfnis nach Sicherheit. Wenn wir als Menschen die Verantwortung für die Sicherheit übernehmen und dies für den Hund auch sichtbar wird, kann er sich zurücknehmen und sich anschließen. Dies ist eine wichtige Grundlage für ein entspanntes gemeinsames Leben.
Natürlich muss ein Hund auch lernen, sich in unserer Gesellschaft zurechtzufinden und dafür gewisse Regeln und Signale kennen. Wenn wir die Bedürfnisse und Instinkte unserer Hunde verstehen, können unsere Hunde einen Sinn darin sehen, uns und unseren Signalen zu folgen. Wir brauchen damit keine Gehorsamkeitsübungen, keine Leckerlies oder Wurfschellen. Wir arbeiten an der Beziehung zu unserem Hund, sodass er durch uns Sicherheit und Orientierung findet und uns sowohl mental, wie auch körperlich folgen kann.